Blogbeiträge von filmforbusiness

Hauptsache Narrativ

Wer gelegentlich Gewissensbisse bekommt, weil er es in dem einen oder anderen Werbetext vielleicht doch etwas übertrieben hat, dem kann ein Blick in die Börsennews helfen. Dort wird so frei interpretiert wie nirgends sonst.

Martin Spieß | filmforbusiness

Beispiel gefällig?

Sicher kennen Sie „Varta“. Der Kurs der Aktie des deutschen Batterieherstellers ist seit dem Jahr 2021 konstant im Sinkflug. Die deutschen Börsenmedien hat das aber nicht davon abgehalten, die Aktie kontinuierlich zu empfehlen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich das Desaster nicht mehr schönreden ließ.  Die Geschichte vom deutschen Batterie Hersteller, der fett in die Elektromobilität einsteigt, klang scheinbar einfach zu verlockend.

Auch sehr schön sind die Headlines von CNBC diese Woche. Deren Aufmacher beschäftigen sich gerade mit dem Erreichen der US-Schuldenobergrenze bei etwa 31,4 Billionen Dollar.

Dienstag diese Woche stieg der DOW Jones Index leicht, die Erklärung lieferte CNBC mit diesem Titel: „Aktien schließen am Mittwoch höher … da Händler optimistisch auf die potenzielle Einigung bei der Schuldenobergrenze blicken.“

Mittwoch, also einen Tag später fiel der DOW Jones um einige Punkte. Die Schlagzeile dazu: „Dow schließt mehr als 300 Punkte niedriger … aufgrund Investorenbedenken zur Schuldenobergrenze.“

Obwohl es beim eigentlichen Thema, der „Schuldenobergrenze“ keinerlei Veränderung gab, taugt der Begriff offensichtlich für positive und negative Schlagzeilen gleichermaßen.

Es gilt die Devise: Hauptsache irgendein Narrativ das die Leser nachvollziehen können. Der Rest ist scheinbar egal.

Und wenn die das dürfen, dann müssen wir uns ja beim texten auch nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen. ;-) oder nicht?

Ihr Martin Spieß.